"Mulishani – wie geht es dir?", "Bwino - gut". Eine andere Art zu antworten gibt es in Sambia gar nicht. Und einen solchen Eindruck hatten wir von den Sambiern: Freude, Zufriedenheit, Offenheit.
Eine unserer ersten Amtshandlungen war, Velos zu besorgen, unser Fortbewegungsmittel. Und wie viele Stunden haben wir seither beim Bikeshop verbracht: Abgebrochene Pedale, gerissene Kette, kaputter Schlauch und vieles mehr. Für uns hiess das warten, warten, warten. Die Schweiz hat Uhren, Afrika hat Zeit.
Von unseren Einsatzorten, dem Slum Mackenzie und dem Kinderheim St. Anthony erhielten wir vorerst nur einen kurzen Eindruck. Somit hatten wir Zeit uns gut einzuleben und funktionierten schon bald im afrikanischen Lebensrhythmus.
Schon in der ersten Woche wurden wir mit den unterschiedlichsten Problemen konfrontiert: mit Viren überfüllte Computer, überlastete Stromnetze und und und. In solchen Situationen kamen unsere unterschiedlichen Fähigkeiten voll zum Einsatz.
Dominik konnte die virenbefallenen Computer säubern damit wir problemlos unsere Freunde informieren konnten, was wir alles erlebten. Mirjam hat sich den vernachlässigten Hasen angenommen. "Mama Rabbit" hat es sich zum Ziel gemacht diesen Tieren ein schöneres Leben zu ermöglichen. David, unser Handwerker, sah überall Verbesserungsmöglichkeiten beispielsweise in der Erweiterung der Küche des Freiwilligenhauses. Auch mit einfachen Handwerkzeugen und ohne elektrische Geräte konnte er sein Können einbringen. Rebekka verwöhnte uns mit feinem Schweizer Brot. Sie liess viele praktische Ideen einfliessen zum Beispiel ein Holzbackofen im Garten. Naomi setzte sich mit ganzer Leidenschaft für die Kinder ein. Ob im Waisenhaus oder im Slum, sie weiss wie sie die Kinder glücklich machen konnte. Tabea wurde immer wieder als Übersetzerin gebraucht und machte das toll. Zudem hatte sie unsere Finanzen stets unter Kontrolle. Daniel unser Mr. President hatte alle Hände voll zu tun, um für uns alles Mögliche zu managen. Daniel hätte teilweise besser vier statt nur zwei Ohren gehabt.
Mit iChange hatten wir wirklich die Freiheit, unsere individuellen Gaben zu entfalten. Wir wussten zu Beginn nicht wie viel wir verändern könnten, aber wir konnten auf jeden Fall etwas über uns selbst lernen. Wir ergänzten uns perfekt.
Livingstone - Der Touristenort in Sambia. Die Victoria Fälle, die an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe liegen, sind die grössten Wasserfälle Afrikas. 110m hoch, dagegen ist der Rheinfall nur ein Plätschern. Dieses Schauspiel genossen wir einen Tag lang ausgiebig. Am Abend beobachteten wir bei einem Drink zu fast Schweizer Preisen den wunderschönen Sonnenuntergang. Und wie könnten wir von Afrika zurückkommen, ohne eine lebende Giraffe gesehen zu haben? Also fuhren wir einen Tag lang nach Botswana, in den grossen Chobe National Park. Zu Wasser und zu Land sahen wir so Elefanten, Giraffen, Krokodile, Nilpferde, Wasserbüffel und sogar einen Leoparden. Bei einer weiteren Safari konnten auch noch Zebras gefunden werden. Für diejenigen, die diese Tieren schon oft gesehen hatten, war auch noch interessant: Viele Trucks voll Touristen! Während die meisten von uns Afrikanisches Grosswild vor der Linse hatten, machte Dani ausschliesslich Schnappschüsse von Touristen. Später ging es dann ans Lebendige: Dominik wagte den Sprung von der grossen Brücke, 111m in die Tiefe! Glücklicherweise hielt das Bungee-Jumping-Seil, sodass er immer noch unter uns weilt.
Neben den schönen Seiten haben wie auch weniger schöne Seiten gesehen. Tabea hatte eine Mittelohrentzündung, sodass wir das Spital in Livingstone besuchen konnten. Das lief überraschend reibungslos: Die Ärzte waren kompetent, die Wartezeit kurz. Die Medikamentenausgabe war jedoch ab 16.00 Uhr geschlossen, sodass wir das Medikament in der Apotheke kaufen mussten, obwohl es sonst gratis abgegeben wird. Für uns kein Problem, doch nicht für alle. Vor dem Spital sprach uns ein Mann vorsichtig an. Er wisse, dass wir normalerweise nicht geben sollen, aber ob wir nicht etwas zu essen hätten. Er hatte einen Klumpfuss und musste bis zum nächsten Morgen warten bis er die Medikamente erhielt. Er, seine Frau und sein ca. zweijähriges Töchterchen mussten draussen übernachten und hatten kein Geld mehr für Essen. Normalerweise ist es heikel, Leuten etwas zu geben, auch Essen, das sie einfach weiterverkaufen. Doch hier sahen wir eine hilflose Familie, die sich unglaublich freute über unsere zwei Sandwiches. Die Fröhlichkeit, die diese Leute hatten, obwohl ihnen eine Nacht im Freien bevorstand traf uns zu tiefst. Dies passierte direkt neben den teuren Touristen Lodges.
Nach einer Woche Tourist sein konnten wir uns wieder aufs Wesentliche konzentrieren: Die Lokalbevölkerung in ihren Alltagsproblemen unterstützen.
Die Männer im Haus haben gute Arbeit geleistet. Für vier Tage wurde die Freiwilligenunterkunft evakuiert, Schränke eingerissen, Wände neu bepinselt und auch einiges an Innenausstattung aufgebessert. Jetzt ist das iChange Freiwilligenhaus, Malaika Home genannt, bereit für weitere Gruppen von Freiwilligen. Auch der Backofen wurde fertig und mit Pizzas und Brote getestet.
Noch nie war die Schreinerei in Mackenzie so intensiv genutzt. Zwischenzeitlich waren fünf Schweizer Schreiner vor Ort. Unter anderem wurden Hochbetten für die Freiwilligenunterkunft gebaut. Auch Pressley und Isaac fand man in der Werkstatt, zwei junge Männer aus Mackenzie, die lernen wollen, wie man mit Holz arbeitet. Es ging so gar nicht Afrikanisch zu und her: Alle arbeiteten.
Beim Gang durch den Slum trafen wir auf eine Familie, die einen Sohn hat, der die Community Schule in Mackenzie besucht hatte. Dank dem Computerunterricht, die iChange anbot, lernte er mit einem Computer umzugehen und erhielt dadurch einen Job im Büro. Heute ist das Haus dieser Familie eines der schönsten im Slum. Während wir vor Ort waren schickte seine Firma ihn sogar für einen Monat nach Frankreich, um seine Fähigkeiten zu verbessern. Dieser junge Mann hat seine Chance genutzt.
Ebenfalls fielen uns Plakate in Hillcrest um Malaika Home auf, die für Computerunterricht werben. Diese werden von einer Schule in der Nähe angeboten. 2009 hatten einige Freiwillige von iChange den Lehrern an dieser Schule Computerunterricht gegeben. Als die Regierung erfuhr, dass die dortigen Lehrer wissen, wie sie mit einem Computer umgehen müssen, statteten sie die Schule mit Computern aus. Jetzt sind sie so weit, dass sie ihr Wissen weitergeben können.
Letzten Sommer haben ebenfalls zwei Freiwillige von iChange mit einem Zahnputzprojekt an der Mackenzie Community Schule begonnen. Nach jedem Essen putzen alle Kinder die Zähne. Es ist schwierig, so ein Projekt am Laufen zu halten, wenn ein ganzes Jahr niemand da ist, der es betreut. Doch nach wie vor läuft es, sodass wir nur noch eine Repetition der Zahnputztechnik machen mussten, um die Kinder ein wenig zu motivieren.
Vor zwei Jahren fand Daniel in der Schweiz im Abfall eine Kamera. Sie war nur leicht kaputt, sodass er sie mitnahm und hier verschenkte. Pressley, der die Kamera erhielt, reparierte sie und startete ein Geschäft damit.
"Chisuma Sambia, Hallo liebe Schweiz" hiess es schon bald für einen Grossteil der Freiwilligen. Doch bis kurz vor dem Aufbruch lief alles auf Hochtouren: Die Schreinerarbeiten erhielten den letzten Schliff, die Schüler lernten "Never give up!" und die letzten Einkäufe wurden getätigt. Währenddessen lag unser Mitbewohner schon seit Tagen mit Fieber im Bett: wahrscheinlich Malaria. Dies erinnerte uns daran, wie viel Bewahrung wir in dieser Zeit erlebten. Niemand wurde ernsthaft krank, trotz ca. 20 km Fahrradfahren pro Tag gab es keinen Unfall und auch Streitereien gab es keine.
Pünktlich waren auch die Betten fertig: Die letzte Nacht vor der Abreise konnten wir in ihnen schlafen. Die Einzelteile mussten wir mit einem kleinen Transporter zu uns nach Hause bringen. Erst wenn man auf einer solchen Ladenfläche sitzt, spürt man, wie holprig die Strassen sind. Nicht nur die Betten wurden fertig, sondern vor allem ist die Schreinerei nun betriebsbereit. So wissen die Einheimischen nun auch, wie die Maschinen zu bedienen und reparieren sind.
Wir sind sehr dankbar für alle Erlebnisse und Begegnungen, die wir haben durften und danken alle, die dazu beigetragen haben.
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