Freitag 21. Juni, Mirjam und ich landeten in Ndola, wo man uns schon erwartete. Wir fuhren mit dem Auto zum 15 Minuten entfernten Malaika (Engel, in der lokalen Sprache) Home. Das Grundstück der Familie Chisha ist, wie fast jedes in Hillcrest von einer hohen steinigen Mauer umgeben. Die Mauer schützt die Familie vor Einbrechern und wilden Tieren. Als wir durch das grosse Eisentor das Grundstück betraten, standen wir in einem wunderschönen Garten mit vielen verschiedenen Bäumen und Sträuchern durch den Hühner spazierten und Tauben darüber flogen. Wir wurden sehr herzlich von der Familie aufgenommen. Sie zeigten uns das Freiwilligenhaus, welches sich direkt neben ihrem Haus befindet, und halfen uns beim Einrichten. Am Abend assen wir alle gemeinsam und wir fühlten uns sofort als ein Teil der Familie.
In der ersten Woche waren Mirjam und ich noch die einzigen Freiwilligen. Wir nutzten diese Tage um uns an unsere neue Situation zu gewöhnen. Wir machten einen Grosseinkauf an Lebensmitteln in der Stadt mit Mutter Antoinette. Das erste Mal erlebten wir die Reaktionen der Sambier auf weisse Menschen. Jeder schaute uns an, viele grüssten uns und einige wollten sogar mit uns sprechen. Die Menschen sind sehr offen und lebensfroh. Es war für mich anfangs etwas unangenehm, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Wir grüssten jeden freundlich zurück um nicht unhöflich zu wirken, worüber sich die Leute auch freuten. Antoinette zeigte uns wo wir alles zum einkaufen finden. In der Stadt gibt es viele Menschen und man muss gut auf den Verkehr aufpassen. Am Anfang dachte ich mir "huch das ist ja gefährlich auf diesen Strassen, ob ich das wohl überlebe ^^", aber nach kurzer Zeit hatte ich mich an den Verkehr in Sambia gewöhnt und angepasst. Als nächstes kümmerten wir uns um das instand bringen der noch vorhandenen Fahrräder. Als wir das geschafft hatten, fuhren wir mit Nico durch Ndola und er zeigte uns alle Orte die wir kennen sollten. Zuhause halfen wir beim Verkaufen im Familien Shop, durch diese Arbeit machten wir uns schnell mit der Währung Kwacha vertraut.
Schnell war die erste Woche vorbei und Daniel, Tabea, Rebekka, David und Dominik trafen im Malaika Home ein. Wir freuten uns sehr, dass wir nun vollzählig waren und der Einsatz losgehen konnte. Es war für mich auch etwas erleichternd, dass wir jetzt nicht mehr nur zu zweit unterwegs waren sondern in einer Gruppe, in der auch Männer waren. Ich denke nicht, dass es wirklich gefährlich war für uns zwei Frauen, aber ich fühlte mich sofort sicherer und entspannter als wir in der Gruppe unterwegs waren. Als erstes mussten wir jedoch noch 4 weitere Fahrräder besorgen um mobil zu sein. Wir gingen zu einem lokalen Fahrradhändler und kauften uns die Fahrräder. Diese waren extrem günstig, aber leider auch nicht besonders gute Qualität. Wir verbrachten in diesem Monat einige Stunden beim Fahrradhändler um z.B ein abgebrochenes Pedal oder eine herausgefallene Lenkstange reparieren zu lassen. Das Fahren mit dem Fahrrad in Sambia war immer ein kleines Abenteuer, was mir persönlich viel Spass machte.
Als nun jeder sein Fahrrad hatte, fuhr Nico mit uns nach Mackenzie, einen Slum mit rund 10'000 Einwohnern. Die Kinder in der Community Schule hiessen uns mit einem Lied willkommen. Es war ein sehr rührender Moment alle diese Kinder für uns singen zu hören. Wir schauten uns alles an, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Nico zeigte uns auch den Weg zum Waisenhaus in Masala. Als wir beim Spielplatz des Waisenhauses ankamen, rannten die Kinder schon voller Freude auf uns zu. Wir stellten uns bei den Betreuern vor und sie informierten uns etwas über die Umstände des Waisenhauses. Danach begannen wir sofort mit den Kindern zu spielen. Sie waren voller Freude und Energie und wollten am liebsten gar nicht mehr aufhören zu spielen. Für mich war sofort klar, dass ich so viel und so oft wie möglich hier helfen möchte. Es war für mich sehr traurig zu sehen, dass so viele Kinder ohne die Liebe und Fürsorge von ihren Eltern aufwachsen müssen. In der kurzen Zeit in der ich in Sambia war, versuchte ich den Kindern meine ganze Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken. Wir spielten oft mit den Kindern so lange, bis wir einen Mittagsschlaf dringender nötig hatten als sie. Wir halfen beim Englisch und Mathematik unterrichten und unterstützten die Betreuer beim füttern der Babys. Es kam oft vor, dass die Kinder sehr grob miteinander umgingen und sich schlugen wenn sie nicht auf unserem Schoss sitzen oder unsere Hand halten konnten. Ein kleines Mädchen namens Gracy verliess oft den ganzen Tag lang den Platz auf meinem Arm nicht und kämpfte gegen jeden und jede, der ihn einnehmen wollte. Oft versuchten wir den Kindern zu zeigen, dass wir sie alle lieb haben und alle bei uns sein dürfen. Es war wirklich sehr traurig zu sehen welche Verlustängste die Kinder durch ihre Geschichte haben. Gracy vertraute mir im Laufe des Monats immer mehr, so dass ich sie auch einmal absetzen konnte und sie nicht gleich zu weinen begann . Ich vermisse alle Kinder sehr. Leider konnte ich sie nicht alle adoptieren...
Auch in Mackenzie waren wir tätig. Wir wollten die Lehrer beim Unterrichten unterstützen und entlasten. Denn es ist eine enorme Aufgabe für drei Lehrer, dreihundert Schüler zu unterrichten. Die Lehrer hatten jedoch schlechte Erfahrungen mit Freiwilligen aus anderen Organisationen gemacht. Diese wollten nur Spiele mit den Kindern machen, was eigentlich schön ist, aber den Lehrern immer wieder ihren Lehrplan durcheinander bringt und sie nicht weiter kommen mit dem Lehrstoff. Es gibt leider viele Leute, die kommen für ein paar Stunden in die Schule, spielen etwas mit den Kindern und lassen sich anschliessend eine Bestätigung unterschreiben, auf der steht, dass sie hier in dieser Schule Freiwilligenarbeit geleistet haben. Durch all diese Vorfälle war es für uns nicht einfach, dass Vertrauen der Lehrer zu gewinnen. Wir schafften es nach einiger Zeit und vielen Gesprächen, dass sie merkten wie wichtig uns die Bildung der Kinder ist und wir sie wirklich unterstützen möchten. Die Lehrer erzählten uns nun wo sie froh wären Unterstützung zu bekommen. Wir übernahmen einige Unterrichtsstunden in Mathe und Englisch für sie. In dieser Zeit konnten die Lehrer Teste korrigieren und Vorbereitungen machen. Es liegt jedoch noch viel Arbeit vor uns bis wir es schaffen, jedes Kind gut auszubilden.
Da ich sehr sportbegeistert bin, half ich den Teenagern im Slum ein Volleyballteam zu gründen. Sie waren sehr motiviert zum spielen und hatten auch das Talent dazu! Wir kauften eine Ball für sie und ich gab ein Training um ihnen zu zeigen wie sie trainieren können und was sie alles noch üben müssen. Nach meiner Abreise übernahm Pressley, ein guter Freund aus dem Slum, die Aufgabe das Team zu trainieren. Es war vielleicht nicht das Notwendigste, ein Volleyteam zu gründen, aber für mich war es wichtig, dass die Teenager eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung haben, da es leider auch viele gibt, die sich schon nachmittags betrinken.
Je mehr Tage vergingen, desto mehr legten wir unsere Schweizer Mentalität ab und nahmen die Sambische an. Am Anfang war ich noch etwas schüchtern und unsicher aber nach kurzer Zeit fühlte ich mich richtig wohl und wie zu Hause. Ich liebte es mit jedem auf der Strasse zu sprechen, jeden beim vorbeigehen oder fahren auf Bemba zu grüssen. Die Lebensfreude der Sambier hatte mich gepackt.
Gegen Ende des Monats waren wir noch vier Tage in Livingstone als Touristen unterwegs. Wir sahen die Victoriafälle und waren auf einer Safari. Es war sehr schön, etwas mehr von diesem wunderschönen Land zu sehen. Wir fühlten uns aber nicht wirklich wohl, als Touristen zu reisen und Geld für unser Vergnügen auszugeben. Auch hier sprachen wir mit vielen Einheimischen über ihre Lebensumstände. Obwohl wir dachten in solch einer Touristenstadt wie Livingstone auf weniger Armut zu stossen, wurden wir schnell vom Gegenteil belehrt. Ausländer verdienen hier das grosse Geld, wo direkt daneben der Sambier jeden Tag hoffen muss, genügend Geld zu verdienen, um seine Familie ernähren zu können.
Mein Monat in Sambia war gefüllt von wunderschönen, spannenden, lustigen, emotionalen und lehrreichen Momenten. Nach Sambia zu reisen war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte und ich möchte mich beim iChange Team herzlich bedanken, dass ihr mir den Aufenthalt ermöglicht habt.
Ein Monat war eine gute Länge für den ersten Aufenthalt in Sambia. Man kann nicht erwarten, dass man während einem Monat viel verändern kann, aber es ist eine gute Zeit, um die Menschen und ihre Umstände kennen und verstehen zu lernen. Durch diese Erfahrungen entstehen die Ideen, wie man den Menschen helfen kann.
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