Daniel, mein Bruder Pascal, unser Cousin Maurice und ich verbrachten knapp drei Wochen mit Will und neun Jugendlichen aus den USA in Sambia. Das Hauptprojekt war, ein weiteres Klassenzimmer in der Mackenzie Community Schule in Ndola zu bauen. Jeden Tag machten wir uns, von der eher tristen Jugendherberge, zu Fuss auf dem Weg nach Mackenzie. Vor allem die Jungs leisteten dort Schwerstarbeit und zu Beginn wurden sogar die Bausteine selber hergestellt. Uns wurde richtig bewusst, wie anstrengend es ist, ohne jegliche Maschinen ein Haus zu bauen. Die Mädchen halfen so gut es ging mit, strichen die Toiletten und die Küche, pumpten Wasser für die Bausteine und pflanzten Büsche um die Schule herum. Es gab nicht immer Arbeit für alle vierzehn Leute, deshalb wurde eine Menge Zeit damit verbracht, die Leute von Mackenzie besser kennen zu lernen und mit den Kindern zu spielen (von denen es Hunderte gibt!).
Jeder bekam die Gelegenheit, das Zuhause eines Freundes von Mackenzie zu besuchen. Wir lernten so Leute in unserem Alter kennen und konnten sehen, wie diese mit ihren Familien in Slums wie Mackenzie leben. Das waren für alle sehr eindrückliche Erfahrungen.
Einen Tag erlaubten wir uns, uns wie richtige Touristen zu benehmen. Wir besuchten historische Orte, wie den "Slave Tree", wo arabische Sklavenhändler im 19. Jahrhundert handelten und die Gedenkstätte, wo der ehemalige schwedische UNO-Generalsekretär bei einem Flugzeugunglück ums Leben kam. Was den Leuten wahrscheinlich am besten gefallen hat, war der Besuch im Waisendorf. Wir verbrachten viel Zeit mit den Kindern und schenkten ihnen das, was sie am meisten brauchen: Aufmerksamkeit und Liebe. Jeder von uns hatte eine Schar von Kinder auf dem Schoss, im Arm, an der Hand, auf dem Rücken oder am Bein hängen. Das war ein tolles Bild. Die Tatsache, dass es so viele Waisen gibt und sogar ganz kleine Babies, die ausgesetzt wurden, machte viele traurig. Einige konnten sich nicht überwinden, zu den Kindern mit Behinderung ins Haus zu gehen. Der Besuch im Waisendorf war sehr schmerzhaft und teilweise tränenreich, doch auch ein wunderschönes und unvergessliches Erlebnis.
Als dem neuen Klassenzimmer nur noch das Dach fehlte, fuhren wir quer durch Sambia nach Livingstone und machten einen Zwischenstopp in Lusaka, der Hauptstadt Sambias, wo wir zwei Nächte verbrachten. Dort nahmen wir an einem "Mini Festival" teil. Wir sammelten mit einer Schule Müll von der Strasse und machten die Einheimischen auf das grosse Abfallproblem in Sambia aufmerksam. Am Nachmittag gab es ein Fussballturnier mit viel Musik und Tanz.
In Livingstone besuchten wir die berühmten Viktoria Fälle und suchten wilde Tiere auf einer Safari Tour. Einige von uns hatten das Bedürfnis, ihren Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen zu lassen und sprangen von der Sambia-Simbabwe Brücke "Bungee". Wir hatten eine Menge Spass auf unserem Lusaka / Livingstone Trip und gaben unser ganzes Taschengeld für Souvenirs aus. Das Feilschen mit den extrem aufdringlichen Verkäufern war eine ganz neue Erfahrung für viele. Zum Erbeuten der Erinnerungsstücke gäbe es viele Geschichten zu erzählen. Einige von uns zahlten Unmengen für billigen Schmuck, während andere Ketten gratis bekamen. Ein paar zahlten mit Kugelschreiber, Kleider, Handys, Taschenmesser oder Kaugummis und die Verkäufer der weniger Glücklichen verschwanden mit dem Wechselgeld. Für so viele Erlebnisse hat sich die 15-stündige Busfahrt für einen Weg auf alle Fälle gelohnt.
Diese kurze Zeit in Sambia war bestimmt sehr wertvoll für alle. Mal zu sehen wie weniger Privilegierte leben, ein Kind im Arm zu halten, das beide Eltern verloren hat, knapp drei Wochen nur mit kaltem Wasser zu duschen, mit Kindern zu spielen, die man ohne viel Aufwand total glücklich machen kann, eine völlig andere Kultur zu entdecken und lernen für Dinge dankbar zu sein, die wir manchmal als selbstverständlich betrachten.
Für mich persönlich war wenig neu, doch die Erfahrung war eine ganz andere. Die Freude so viele bekannte Gesichter zu sehen ist unbeschreiblich. Ich konnte Leute und Kinder wieder treffen, die ich in mein Herz geschlossen habe und durfte in einem Land sein, das zu meiner zweiten Heimat wurde.
Zudem waren wir eine wirklich tolle Gruppe. Wir haben uns alle sehr gut verstanden und jeder hat zum Erfolg des Projektes beigetragen. Es ist erstaunlich viel gut gelaufen und erstaunlich wenig schief.
Als ich Sambia Ende November 2007 verliess, habe ich nie gedacht, in weniger als acht Monaten wieder zurück zu sein. Es war wie letztes Jahr ein unvergessliches Erlebnis.
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