Sieben Wochen. Sieben Wochen lang weiß zu sein. Aufgrund der Hautfarbe aufzufallen und anders behandelt zu werden, ist schon eine neue Erfahrung für sich. Musungu Musungu! How are you? How are you? Hello, my friend! – Dies sind nur ein paar Dinge, die man zu hören bekommt, wenn man einmal mit dem Fahrrad quer durch die Stadt in Richtung Mackenzie Community fährt.
Mackenzie. Von Armut zu hören ist eine Sache, sie in breiter Masse zu sehen, eine ganz andere. Die Hoffnung ruht auf den Kindern, nicht nur weil sie die Altersversorgung sind, sondern auch weil sie durch die gratis Community Schule an Bildung gelangen können und Bildung ist der erste von vielen Schritten zu einer besseren Zukunft. Zwischen 50 und 80 der knapp über 200 Schüler kamen Woche für Woche zu den Sport- und Bastelaktivitäten, die ich glücklicherweise von meinen Vorgängern übernehmen durfte. Diese fanden immer dienstags und donnerstags für zwei Stunden statt und machten trotz oder dank der wiederkommenden Herausforderungen (Sprache, Vorbereitungen, alle Altersgruppen miteinbeziehen...) mir persönlich am meisten Spaß.
Masala. Egal ob Dieb, Verkäufer, Kunde, Lebensmittel oder Kleidung, auf diesem Marktplatz findet jeder etwas. Gleich daneben steht auch schon das St. Anthony's Waisenhaus, wo man mit ein paar Stunden Zeit bereits viele Kinderherzen glücklich machen kann. Man glaubt kaum, wie viel Freude man mit Hochheben, Herumschwingen, Ballspielen oder Schaukeln den ansonsten wenig betreuten Kindern im Waisenhaus machen kann.
Zu Sambia sollte man wissen, dass sie das Wort Pünktlichkeit aus ihrem Wortschatz gestrichen haben. Dementsprechend mühsam war es Computer-Kurse zu geben. Das inkludiert aber sowohl Jugendliche aus Mackenzie als auch Lehrerinnen der Suburbs Girls School. Auch wenn man bei einigen das Gefühl hat man könnte die Zeit durchaus sinnvoller verplempern, gab es auch Lichtblicke und eifrige Schüler, die einen dann immer wieder dazu motivierten weiter zu machen.
Gemütlichkeit gehört wohl auch noch zu sambischen Tugenden, da kann es schon mal vorkommen, dass man zwei Stunden bei einem Treffen sitzt und vorher genau so schlau ist wie im Nachhinein. Dafür lässt man einen gerne mal einen Nachmittag lang 12 mm Eisenstangen mit der Hand sägen, obwohl daneben eine funktionierende Bosch liegt. Oder man braucht den anderen halben Tag und die Kraft von sechs Personen die mittels Spitzhacke und Brechstange eine Wand einreißen, um Platz für eine neue Zwischentür zu schaffen. Alles gesehen und geschehen bei der Renovierung von drei Mackenzie-Community-Center Räumen, die zu einer kleinen stationären Klinik umfunktioniert werden sollen.
Offenheit und Gastfreundlichkeit gehören wohl auch zu den bereits genannten Tugenden des sambischen Volkes. Dass man es damit allerdings auch übertreiben kann, durfte ich in Kapalu kennenlernen. Eine kleine Dorfgemeinschaft, an der Grenze zum Kongo, ist seit 2010 auch Teil des iChange-Projekts. Ich hatte die Möglichkeit es zweimal zu besuchen. Einmal gab es ein Fußballspiel gegen die Dorfjugend sowie das komischste Essen meines jungen Lebens. Es gibt schönere Erfahrungen als wie von 200 Erwachsenen und Kindern bei der Nahrungsaufnahme begutachtet zu werden, indem Wissen, dass viele von ihnen Hunger leiden. Das andere Mal mussten wir den Stammes-Häuptling bezahlen, um ihn sehen zu dürfen, nur um dann eine Strafpredigt zu hören. Am Ende hat sich aber doch alles in Wohlwollen aufgelöst und der Besuch eine weitere wertvolle Erinnerung.
Was mir dieses wundervolle Land in dieser kurzen Zeit sonst noch geboten hat? Einen atemberaubenden Wasserfall, den man in Worten nicht zu beschreiben vermag. Sekunden der unendlichen Freiheit wenn man 111 Meter in die Tiefe stürzt (Bungee Jumping). Ein Hippo, das aus Mitleid eingesperrte Schimpansen besucht. Wunderbare handgemalte Bilder. Fünf der insgesamt 72 verschiedenen Kirchen, in denen gesungen und getanzt wird. Menschen die 3 Stunden – eine Strecke wohlgemerkt – in den Kongo laufen um Wasser zu holen. Staub und Dreck, nicht nur an der Kleidung, sondern auch in der Nase und Lunge. Mehrere Tage ohne Strom und ab und zu auch ohne Wasser. Kinder, die wie verrückt Saltos über Steine schlagen. Schürfwunden bei dem Versuch ihnen das nachzumachen. Fußballspielen am Flughafengelände von Ndola. Radfahrt zu dritt – ein Rad, 2 Personen und ein 17kg Rucksack – quer durch die Stadt. Viele viele Mulishanis und Bwinos. Mit den Händen zu essendes Nshima mit Capenta und nicht zu vergessen eine der vielen Delikatessen der sambischen Küche – Catapillas. Wenn man einmal acht Stunden auf ein Treffen wartet, bekommt auch das Wort Geduld eine völlig neue Bedeutung.
Sieben unvergessliche Wochen, viele neue Erfahrungen, Freundschaften und ein neues Zuhause. Sambia – the REAL Africa (copyright by Will :D). Danke. (Nicht alles klingt verständlich? Dann kann ich nur empfehlen Sambia selbst einen Besuch abzustatten!)
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